Freitag, 30. November 2012

Wirtschaftspolitik oder doch nur Gastronomie?

10 Männer – ein Grieche, ein Italiener, ein Franzose, ein Portugiese, ein Spanier, ein Zypriot, ein Finne, ein Österreicher, ein Holländer und ein Deutscher – treffen sich regelmäßig zum Essen. So war es auch wieder in der letzten Woche. Die Rechnung für alle zusammen betrug genau 500,- €, denn man speiste schon sehr gern auf hohem Niveau. Die Gäste zahlten ihre Rechnung wie die einzelnen Länder ihren finanziellen Anteil in den europäischen Topf legen und das sah ungefähr so aus:

  • Vier Gäste (der Grieche, der Portugiese, der Spanier und der Italiener) zahlten nichts.
  • Der Zypriot zahlte 1 €. Der Holländer 5 €.
  • Der Österreicher 50 €. Der Finne 80 €.
  • Der Franzose 100 €.
  • Der Zehnte (der Deutsche) zahlte 264 €.

Das ging schon eine ganze Weile. Immer wieder trafen sie sich zum Essen und alle waren zufrieden. Bis der Wirt Unruhe in das Arrangement brachte in dem er vorschlug, den Preis für das Essen um 50 € zu reduzieren. “Weil Sie alle so gute Gäste sind!” Wie nett von ihm! Jetzt kostete das Essen für die 10 nur noch 450 €, aber die Gruppe wollte unbedingt beibehalten so zu bezahlen, wie das bisher üblich war. Dabei änderte sich für die ersten vier nichts, sie aßen weiterhin kostenlos. Wie sah es aber mit den restlichen sechs aus? Wie konnten sie die 50 € Ersparnis so aufteilen, dass jeder etwas davon hatte? Die sechs stellten schnell fest, dass 50 € geteilt durch sechs Zahler 8,33 € ergibt. Aber wenn sie das von den einzelnen Teilen abziehen würden, bekämen der fünfte und der sechste Gast noch Geld dafür, dass sie überhaupt zum Essen gehen. Also schlug der Wirt den Gästen vor, dass jeder ungefähr prozentual so viel weniger zahlen sollte wie er insgesamt beisteuere. Er setzte sich also hin und begann das für seine Gäste auszurechnen. Heraus kam folgendes:

  • Der Zypriot, ebenso wie die ersten vier, zahlte ab sofort nichts mehr (100% Ersparnis).
  • Der Holländer zahlte 3 € statt 5 € (40% Ersparnis).
  • Der Österreicher zahlte 45 € statt 50 € (10% Ersparnis).
  • Der Finne zahlte 72 € statt 80 € (10% Ersparnis).
  • Der Franzose zahlte 90 € statt 100 € (10% Ersparnis).
  • Der Deutsche zahlte 239 € statt 264 € (11% Ersparnis).

Jeder der sechs kam bei dieser Lösung günstiger weg als vorher und die ersten vier aßen immer noch kostenlos. Aber als sie vor der Wirtschaft noch mal nachrechneten, war das alles doch nicht so ideal wie sie dachten. “Ich hab’ nur 2 € von den 50 € bekommen!” sagte der Holländer und zeigte auf den Deutschen, “Aber er kriegt 25 €!”. “Stimmt!”, rief der Zypriot, “Ich hab’ nur 1 Euro gespart und er spart mehr als zwanzigmal so viel wie ich”. “Wie wahr!”, rief der Österreicher, “Warum kriegt er 25 € zurück und ich nur 5 €? Alles kriegen mal wieder die reichen Deutschen!”.

“Moment mal” riefen da der Grieche, der Portugiese, der Spanier und der Italiener aus einem Munde, “Wir haben überhaupt nichts bekommen. Das System beutet die Ärmsten aus!“

Und wie aus heiterem Himmel gingen die neun gemeinsam auf den Deutschen los und verprügelten ihn. Am nächsten Abend tauchte der Deutsche nicht zum Essen auf. Also setzten sich die übrigen 9 zusammen und aßen ohne ihn. Aber als es an der Zeit war die Rechnung zu bezahlen, stellten sie etwas Außerordentliches fest: Alle zusammen hatten nicht genügend Geld um auch nur die Hälfte der Rechnung bezahlen zu können! Und wenn sie nicht verhungert sind, wundern sie sich noch heute.





CDU Wahlplakat zur Euro Einführung 1999

3 Kommentare:

  1. ES freut mich als Urheber,dass mein Text doch anscheinend von einigen Leuten gelesen, verstanden und verbreitet wird.
    BigBelly

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    1. Dann schick mir mal den Link zum Original! Dann gibts nen Link dazu!

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  2. Es gibt keinen Link. Die 1. Fassung bezog sich noch auf die EG im Jahr 1981 als mit dem Beitritt Griechenlands die EG aus 10 Mitgliedsstatten bestand. Der Text entstand einige Zeit danach und sprach nur von "Es waren einmal 10 Männer". Nationalitäten wurden damals noch nicht genannt, aber es war jedem klar, der den Text gelesen hat, wer und was damit gemeint sein soll. Ich habe diesen Text dann in meinen Vorträgen zum "Staatsrecht in der BRD" und "Die kommende Banken- und Währungskrise", überwiegend in den Jahren 2004 bis 2007 benutzt und ihn in der Broschüre "Dokumente für die Freiheit", welche ich mit einem guten Freund gemeinsam aufgelegt habe, veröffentlicht. Erst als die Entwicklung nach 2008 eintraf, wie von mir und natürlich auch anderen, insbesondere meinem Freund Andreas Popp, vorhergesagt, habe ich den Text mit Nationalitäten ergänzt, die in dem obigen Text nur leicht verändert wurden aus meinem Belgier wurde ein Zypriot, aus dem Lützelburger ein Finne und aus dem Iren ein Österreicher (Niederlande und Holland meint ja das Selbe). Auch der Rechnungsbetrag hat sich von 100 Euro auf 500 verfünffacht, was ja auch der Realität näher kommt, den Einschub "denn man speiste schon sehr gern auf hohem Niveau" finde ich sehr passend. Übrigens wurde der Rechnungsbetrag im Urtext mit 100,00 DM angegeben . . . ja so alt ist das Ding schon . . .
    Falls ich aus Deiner Antwort herauslesen kann, du würdest denken ich sei angepisst, dass der Text hier veröffentlicht wurde, dem ist nicht so. Nein, ganz im Gegenteil, ich finde es immer wieder sehr spannend, wenn Dinge die man in Umlauf gebracht hat irgend wann wieder zu einem zurückkommen, Schade ist nur, dass man ihren Weg meist nicht nachvollziehen kann.
    BigBelly

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